Preisverleihung der Spielstättenprogrammprämie vom Landesmusikrat NRW

Im ältesten Jazz Club Deutschlands, dem Henkelmann in Iserlohn wurden am Abend des 23. Januars zum 15. Mal die kleinen und mittleren Bühnen der freien Musikszene für ihren besonderen Einsatz und ihr anspruchsvolles und engagiertes Live-Programm mit der Spielstättenprogrammprämie vom Landesmusikrat NRW ausgezeichnet.

Eine Fachjury bestehend aus Christina Lux (Musikerin), Ulla Oster (Musikerin), Tim Isfort (moers festival) und Thomas Baerens (Referatsleiter Musik, Ministerium für Kultur und Wissenschaft) hat für die Spielzeit 2023/24 insgesamt 16 Spielstätten für die Prämien zwischen 5.000 € und 16.000 € ausgewählt. Das LOCH darf sich als einzige Spielstätte über die Prämie von 16.000 € freuen und wurde somit wie schon beim Applaus, dem Preis des Bundes, in der höchsten Kategorie für die Förderung der freien Musikszene ausgezeichnet. Das tut gut und schafft Anerkennung für all das Geleistete. Darüber hinaus motiviert eine solche Prämie weiterzumachen.

Mit über 150 Konzerten und Livemusikveranstaltungen im Jahr 2023 ist das Musikprogramm Aushängeschild des LOCHs. Dabei zeichnet sich das Angebot nicht nur durch ein hochkarätiges Jazz-Programm aus. Von Pop über elektronische Musik, bis Punk ist fast alles dabei. Neben Highlight-Konzerten wie Bill Stewart ft. Walter Smith III and Larry Grenadier und allen voran Art Brut bei denen sich teils ungläubig die Augen im Tal gerieben wurden, dass sie für einen Auftritt ins LOCH kommen, ist das LOCH besonders stolz auf Acts wie Schramm oder Mana, um nur einige der Newcomer zu nennen, die im Verlauf des Jahres enorm an Bekanntheit gewonnen haben.

Bislang passiert all das trotz aller Widrigkeiten aufgrund kulturpolitischer Entscheidungen. Denn eine Erhöhung von öffentlichen Geldern für die Kultur steht weit und breit nicht in Aussicht. Im Gegenteil: trotz versprochener und im Koalitionsvertrag festgehaltener Erhöhungen wird der Kulturetat des Landes NRW 2024 sogar noch gekürzt. Es ist kein Geheimnis, dass bei knapper werdenden Haushalten die Kultur das erste ist, was weggestrichen wird. Wir rechnen also damit, dass uns in den nächsten Jahren insgesamt noch weniger Geld durch öffentliche Förderungen zur Verfügung stehen wird als jetzt. An dieser Stelle muss das LOCH ganz klar im Namen aller Spielstätten alarmieren.

Die Spielstättenprogrammprämie trägt also entscheidend dazu bei, das Bewusstsein für die Bedeutung von kleinen und mittleren Bühnen zu schärfen. Das alleine reicht aber leider nicht aus. Zur Wahrheit und Transparenz gehört eben auch, dass Preise lediglich die vorhandenen Haushaltslöcher im Betrieb stopfen. Zudem sind Preise und Auszeichnungen keine Selbstverständlichkeit und können nicht Teil einer betrieblichen Planung sein. Wenn also Preise und Auszeichnungen ausbleiben, was geschieht dann mit all den Löchern?

Spielstätten sind oft mehr als nur ein Ort für Veranstaltungen. Spielstätten sind soziale Knotenpunkte, an denen Menschen zusammenkommen, ausprobieren, Ideen austauschen und gemeinsam gestalten. Genau diese Interaktionen schaffen eine lebendige Gemeinschaft und setzen essenzielle Impulse für die Entwicklung der Gesellschaft. Spielstätten können also aktiv dazu beitragen, offene und diskriminierungsfreie Räume zu schaffen. Viel mehr noch ist es unsere Verantwortung, Räume zu schaffen, die für möglichst alle zugänglich sind, in denen sich möglichst alle willkommen fühlen können und die präventiv gegen Grenzüberschreitungen und Diskriminierung vorgehen. Das ist aktuell wichtiger denn je!

In der Gestaltung von Spielstätten liegt eine einzigartige Möglichkeit, nicht nur kulturelle Veranstaltungen zu fördern, sondern auch aktiv zur Schaffung lebendiger und respektvoller Gemeinschaften beizutragen. Angesichts der aktuellen gesellschaftspolitischen Herausforderungen ist es unsere Pflicht, dieses Privileg bewusst und verantwortungsvoll zu nutzen.

Das LOCH möchte sich aktiv dieser Verantwortung stellen.

Fotos: Andrea Bowinkelman

Wir möchten an dieser Stelle nochmal Bezug auf die Pressemitteilung vom Landesmusikrat NRW nehmen. Wir wollten als Spielstätte die Bühne nutzen, um auf die Gefahren von rechter Politik aufmerksam zu machen und so unsere gesellschaftspolitische Verantwortung wahrnehmen. „Nie wieder ist jetzt!“ ist kein Slogan, vor allem nicht unserer, es ist eine zivilgesellschaftliche Forderung, der wir uns bedient haben. Mit der Aktion wollen wir an die Verantwortung aller appellieren.