WIO – Wuppertaler Improvisationsorchester
Matthias Traxler – Text

Das „Wuppertaler Improvisations Orchester“ hat im Jahr 2022 ein besonderes Jubiläum: es wird 15 Jahre alt. 2007 ist das WIO mit Unterstützung der Peter-Kowald-Gesellschaft gegründet worden und hat seitdem mit vielen Gastkünstler*innen aus ganz Europa zusammengearbeitet – u.a. mit bildenden Künstler*innen (wie Gregor Eisenmann, Sigrid Tanghe), mit Tänzer*innen und Akrobat*innen (Geraldo Si, Felix Bürkle) und vielen weiteren Kunst- und Kulturschaffenden, so beispielsweise dem Sicilian Improvisers Orchestra. Einen Namen gemacht hat sich das Ensemble weit über die Grenzen Wuppertals hinaus. Die Mitglieder des WIO kommen aus verschiedenen Städten Nordrhein-Westfalens - neben Wuppertal auch Münster, Hagen, Dortmund, Köln und Aachen. Deshalb finden auch die meisten Konzerte in verschiedenen Städten NRW`s statt.
Alle Ensemble-Mitglieder bringen dabei ihre musikalischen Wurzeln live ein, um in einem offenen Prozess zwei wesentliche Aspekte in Übereinstimmung zu bringen: die spontane Improvisation und die durch Handzeichen gesteuerte Strukturierung. Das Orchester orientiert sich dafür an der vom „London Improvisers Orchestra“ und von dem amerikanischen Musiker Butch Morris übernommenen Arbeitsweise der „Conductions“. Mitspieler und Mitspielerinnen, die dafür motiviert sind, übernehmen während des Konzerts mit Hilfe von einfachen Handzeichen die Leitung und gestalten somit aus dem Moment heraus die musikalischen Strukturen.
Da im Jahr 2020/21 kaum eine Konzerttätigkeit möglich war, hat das Orchester in den letzten zwei Jahren wenig Anlass gehabt, zusammenzukommen. Zwischenzeitlich konnte glücklicherweise  auf dem New Yorker Label „Acheulian Handaxe“ (handaxe.org) ein Konzertmitschnitt veröffentlicht werden, der von der intensiven Weiterarbeit des WIO zeugt. Das letzte Konzert fand im Rahmen des Wuppertaler Kultur-Sommers am 03.09.2021 statt und hat gezeigt, dass sich sofort die klangliche Qualität des Ensembles wieder einstellen kann und es sich lohnt in 2022 für einige Projekte die Arbeit erneut aufzunehmen und zu vertiefen. Wir freuen uns sehr, im Rahmen der Reihe „Unerhört“ auftreten zu können!

Mathias Traxler, 1973 geboren in Basel, lebt als Autor und Übersetzer in Berlin. Von ihm sind unter anderem erschienen: You’re welcome (kookbooks, 2011), Unterhaltungsessays (kookbooks, 2016), Komplimente machen (hochroth, 2020) und zuletzt Álvaro Seiça/Mathias Traxler, previsão para 365 poemas/365 vorhergesagte Gedichte (parasitenpresse, 2021). Demnächst erscheint Restaurant & Orchestre Touché – Gedichte, Konzertstücke, Songs bei kookbooks.
Von besonderer Bedeutung in seiner Arbeit sind Lesungen und gemeinschaftliche Auftritte mit Musikern (u.a. Harald Muenz, Edith Steyer), welche textgenerierend-improvisatorische Elemente einbeziehen.
Traxler erhielt 2015 den Preis der Stadt Münster für Internationale Poesie (als Übersetzer von Charles Bernstein ins Deutsche, gemeinsam mit Tobias Amslinger, Norbert Lange, Léonce W. Lupette).
Von Juli bis September 2022 ist er Stipendiat im Deutschen Studienzentrum in Venedig.
Von Mitte Oktober bis Mitte November 2022 ist er Artist in Residence im „Ort“ der Peter Kowald Gesellschaft in Wuppertal.

Robert Golinski
Wuppertaler Improvisations Orchester