Lucia Cadotsch aka Liun – Stimme, Synthesizer
Wanja Slavin – Synthesizer
Andi Fins – Keyboards
Bernhard Meyer – Bass
Andi Haberl – Schlagzeug

LIUN + The Science Fiction Band eröffnet ein neues Kapitel im Katalog von Lucia Cadotsch und Wanja Slavin. „Time Rewind“ klingt nach Urban Music mit dunklen Beats. Was digital, was analog ist, führt in die Irre im musikalischen Labyrinth, aus dessen Mitte klarer Gesang dringt. Space Jazz oder Psychedelic Pop sind als ferne Archive noch hörbar, aber der Sound von LIUN + The Science Fiction Band ist so eigensinnig und betörend, wie nur die Zukunft klingen kann. Jetzt ist sie da. Und sie klingt so unbeschreiblich futuristisch, wie man sie hierzulande selten hört.
„Remember the name Lucia Cadotsch – you’re going to be hearing a lot of it!“, schrieb der britische „Guardian“ über die Schweizer Sängerin, die seit 17 Jahren in Berlin lebt. Hier hat sie den Nährboden für ihre musikalischen Visionen gefunden. Auch die Pressestimmen zum Münchner Saxophonisten Wanja Slavin überschlugen sich früh, bevor er nach Berlin zog und nebst eigenen Bands auch viele andere produzierte. Cadotsch erhielt mit ihrem Trio Speak Low 2017 einen Jazz Echo, Slavin 2014 nahm den Preis 2014 für „bester Instrumentalist“ nach Hause. Es ist schon viel passiert für die beiden, bevor wir nun das Debut von LIUN + The Science Fiction Band hören dürfen.
Die Wurzeln von LIUN + The Science Fiction Band liegen in einer abgelegenen Hütte in den Wäldern Brandenburgs, wo 2012 alles begann. Das Duo verbrachte drei Monate damit, Musik und Texte zu komponieren. Die Aufnahmen, die entstanden sind, markieren den Anfang einer gemeinsamen Reise…
„Your album is sooooo killing. Extra extra good. I love it. Congrats, for me it’s an instant classic.“
Kurt Rosenwinkel
„Time Rewind“ lockt im Kern mit einem Freiheitsversprechen. Zeit nehmen, Zeit dehnen, Zeit verdichten. Das gilt auch für die Grenzen zwischen den Geschlechtern, für das Fließen der Figuren von Mann zu Frau oder auch zu den Tieren - viele unbestimmte Wesen geistern durch die Texte von Cadotsch. Sie reflektieren vieles, was sie in den letzten sieben Jahren beschäftigte und manches anders sehen ließ. Zum Beispiel, was Rollenvorbilder betrifft: „Den Song Kiddo habe ich für meine Heroinen wie Uma Thurman als Kiddo in „Kill Bill“ geschrieben, für Nina Simone oder Peaches, für Erykah Badu, Billie Holiday oder Audrey Hepburn. Für Frauen, die mich auf meinem Weg inspirierten.“

Musikalisch sind die Zeitsprünge erst recht zu hören. Das ist ganz schön viel gleichzeitig, selbst für einen Musiker wie Wanja Slavin: „Manchmal fühlte ich mich wie ein Oktopus an einer Kinoorgel, während ich Instrumente einspielte, gleichzeitig arrangierte, produzierte, und dabei auch noch versuchte zu mischen.“

„Time Rewind“ ist aufregend, neu, und ständig in Bewegung. „Ich mag Debutalben. Man weiß noch nicht, wer man ist und wohin es geht. Wie Verliebte!“, sagt Cadotsch. Tatsächlich geht es in den Texten auch um Liebe, um Sex und das Spiel in den Zwischenwelten.
Eins der Wunder von „Time Rewind“ ist, dass das Album unter diesen Druckverhältnissen nie schwer klingt. Die Musik behält ihre Leichtigkeit selbst dann, wenn hinter der prallen Ideenfülle die Ahnung der Gefahr lauert. Jede wahre Schönheit weiß um ihr Ende. Diese Spannung gilt es jetzt zu genießen. Wie im letzten Lied: „ You say that I ́m not around / I say I ́m here won ́t let you down / You watch me flying high above / I say come here let ́s make love “.

Live setzen sie diese einfach komplexe, orchestrale klingende, dann wieder minimale Musik mit Dan Nicholls an den Synthesizern (Squarepusher, Matthew Herbert, Strobes und Killing Popes) und Ludwig Wandinger am Schlagzeug um.
Es ist davon auszugehen, dass die Reise auch live weitergeht und die Musik neue Wege sucht. Alles andere wäre ein Wunder. Denn schon auf dem Album schafft sie es, aus den Wäldern rauszukommen und ins Offene zu wandern. Dort, wo der Ozean beginnt und alles möglich erscheint. Kalifornischer klang noch keine deutsche Band.

“This album is a time capsule that captures different states of my personality between 2013 and 2018. It’s a kaleidoscope of memories, thoughts and feelings of the past five years.” - Lucia Cadotsch

“Playing most of the instruments as well as arranging, producing and mixing simultaneously, felt like an octopus playing a cinema organ.”- Wanja Slavin

«Ich bin ein Sammler. Es gibt keinen Stil, den ich bevorzuge. Es geht mir weniger um das Material oder die geschmackliche Einordnung, sondern um die Art, wie man es spielt.» - Wanja Slavin

Louise Boer
LIUN + The Science Fiction Band - Cats - Live at Schaffhauser Jazzfestival 2019